Beethoven-Ausstellung

Dieser Mann war doch in Wirklichkeit ganz anders!

Eine Ausstellung und ein dazugehöriges Buch zeigen uns Ludwig van Beethoven, wie er sich in seiner Zeit im Theater an der Wien gab.

17. Februar 2020

Nichts Genaues weiß man nicht" - die alte Historiker-Räson ist die beste Grundlage für eine Ausstellung. Wie und wo und wann genau und wie lang Ludwig van Beethoven im Theater an der Wien gewohnt hat, ist auch bei sorgfältigstem Quellenstudium nicht herauszufinden. Aber dass er im von Emanuel Schikaneder errichteten Haus Logis nahm, ist sicher.

Und dass er daselbst weite Teile seines "Fidelio" komponierte, darf ebenfalls angenommen werden. Eine regelrechte Dienstwohnung hat Schikaneder dem Komponisten zugewiesen und gemeint, er werde dort sein Libretto zur Oper "Vestas Feuer" in Musik setzen - als Nachfolgeprojekt zur "Zauberflöte", mit der Schikaneder alias Papageno berühmt geworden war. Daraus wurde nichts. Aber Beethoven schrieb für Schikaneders Nachfolger seine einzige Oper.

Das ist bekannt. Bekannt ist auch, dass er im Verein mit seinem Bruder Karl im Theater gewohnt hat. Die Wohnung Karls kann man lokalisieren - sie lag in jenem Gebäude, das Anfang des 20. Jahrhunderts niedergerissen und durch ein Zinshaus ersetzt wurde, das heute noch die Vorderfront zur Wienzeile bildet.

Beethoven hatte nachweislich ein Quartier mit Fenstern in den Hof - und nahm daraufhin relativ bald eine andere Mietwohnung am Alsergrund, die ihm freien Blick bot. Die Zimmer an der Wien hat er aber offenbar nicht aufgegeben; oder jedenfalls immer wieder bezogen.

Wie auch immer: Das Theater wurde zur wichtigsten Beethoven-Spielstätte - nicht nur "Fidelio", auch einige der Symphonien und Klavierkonzerte sind dort uraufgeführt worden. Grund genug, ab heute, Montag, die Gedenkveranstaltungen zum Beethoven-Jahr um eine Ausstellung zu bereichern, die im Theater an der Wien an des Komponisten Zeit am Ort und deren Verklärung durch die nachgeborenen Chronisten erinnert.

Dazu ist bei Böhlau ein schöner Dokumentar-Band erschienen, der die Sache aus allen möglichen Perspektiven beleuchtet, präzisiert und relativiert, wie sich das für ein wissenschaftlich grundiertes Buchprojekt gehört. Das liest sich nicht nur als Begleitkatalog zur Schau spannend, sondern wird auch ein nützlicher Bestandteil jeder gut sortierten Beethoven-Bibliothek bleiben.

Was die Musikologen, Historiker und Studenten der Musik-Universität zusammengetragen haben, bildet ein buntes Kaleidoskop der von den Napoleonischen Kriegen umtosten Ära. Und es sorgt dafür, dass unser Bild der Persönlichkeit des Komponisten, seiner Netzwerke, seiner Beziehung zu politischem Fortschritt und der - gar nicht holden, sondern auch hie und da wehrkräftigen - Weiblichkeit noch schärfere Konturen erhält.

Wie meinte doch Kapellmeister Seyfried über die Brüder Beethoven und ihre Gepflogenheiten in der Zeit im Theater? "Sie besuchten fast tagtäglich, da wir eine Garcon-Wirthschaft trieben, selbander das nehmliche Speisehaus, und verplauderten zusammen manch unvergessliches Stündchen in collegialischer Traulichkeit; denn Beethoven war damals heiter, zu jedem Scherz aufgelegt, frohsinnig, munter lebenslustig, witzig, nicht selten auch satyrisch."

Na, wer sagt's denn . . .