Beethoven: Violinsonaten

Wenn der Griesgram einmal zu lächeln beginnt

Musikverein. Rudolf Buchbinder und Nikolaj Szeps-Znaider präsentierten zum Auftakt ihres heute endenden dreitägigen Violinsonaten-Marathons im großen Saal einen ungewöhnlich humorvollen Ludwig van Beethoven.

17. Februar 2020

Der ewige Titan? Über die vielgestaltigen Charaktere von Beethovens Musik, die jegliches Klischee Lügen strafen, hat Rudolf Buchbinder schon in seinem ersten Beethoven-Buch - ein zweites zum Jubiläumsjahr kommt demnächst in den Handel - erzählt. Mehr als einmal beschwört die Musik des Komponisten der "Eroica" und der sogenannten Schicksalssymphonie auch Humor und buffoneske Theatralik.

Gerade in der Kammermusik gibt es etliche Gelegenheiten für die Spieler, einander Pointen zuzuwerfen und sogar ein wenig von der Kunst des possenhaften Extemporierens auszuprobieren. Für diesbezügliche Abenteuer hat der Pianist mit dem jungen Geiger Nikolaj Szeps-Znaider einen Partner gefunden. An drei aufeinanderfolgenden Abenden musizieren die beiden im großen Musikvereinssaal sämtliche Violinsonaten des Jahresregenten. Worauf können sich die Besucher des Abschlusskonzerts am heutigen Montagabend einstellen?

Es geht jedenfalls nicht immer so musterschülerhaft gelehrt zu, wie bei Beethoven-Aufführungen gemeinhin üblich. Wo der Komponist mit dynamischen und agogischen Nuancen Abweichungen von der Norm bezeichnet, machen seine beiden Interpreten Gebrauch davon. Buchbinder vor allem hat seine spürbare Freude daran, Erwartungshaltungen der Hörer verschmitzt zu konterkarieren.

Beethovens theatralische Pointen

Dass er dabei nur realisiert, was Beethoven aufgeschrieben hat, macht den Spaß noch größer. Znaider reagiert meist spontan und verschafft auch vertrackten Sechzehntelläufen ein blitzsauberes Echo. Man versteht einander - und jeder lässt dem andern seine Freiheiten. Solang der gute und einheitliche "Umgangston" gewahrt bleibt, darf man sich im "Tonfall" auch einmal auseinanderleben. Gegen manch behutsame Passage setzte Znaider recht schroff gezeichnete Linien. Vor allem in den ersten beiden Sonaten des Opus 12, im lyrischen Mittelsatz der A-Dur-Sonate zumal, entlockte er seiner "Kreisler"-Guarneri oft verstörend scharf geschnittene Klänge in maximaler Entfernung zum gewohnten, vom Pianisten auch kunstvoll geübten "Cantabile".

Als folgte er einem dramaturgischen Plan, milderten sich die Schärfen nach der Pause - und in der abschließenden G-Dur-Sonate (op. 30/3) blühte dann auch der Geigenklang bald in Harmonie mit Beethovens Spielanweisung "grazioso".

Das Finale bot dann Gelegenheit zur geradezu sportlichen Leistungsschau: In diesem Perpetuum mobile waren beide Künstler in ihrem Element.