Cenerentola mit Gritskova

Zur höheren Ehre des Buffo-Opern-Geblödels

Staatsoper. Margarita Gritskova brilliert als bezauberndes Aschenputtel inmitten eines launigen Ensembles auf dem pulsierenden Rossini-Klangteppich, den die Staatsopern-Musiker unter Evelino Pidos Leitung ausbreiten.

25. Jänner 2020

Das haltlose Geblödel dieser Inszenierung verfehlt seine Wirkung nicht. Das Publikum nimmt "La Cenerentola" als Heidenspaß mit hie und da gefühlvollen Haltepunkten und vielen raffinierten Ensemble-Sätzchen. Dergleichen haben die Wiener - sehr zum Ärger des Jahresregenten Beethoven - schon zu Rossinis Lebzeiten geliebt. Und wenn es eine Zeit lang scheinen mochte, dass außer dem " Barbier von Sevilla" von der Belcanto-Herrlichkeit wenig bleiben würde, belehrt die jüngere Geschichte uns eines Besseren.

Maestro ex Machina

Allen voran ist das auch ein Verdienst des Dirigenten Evelino Pido, der mit Beginn der Ära Dominique Meyers erschien wie ein Deus ex Machina für den Belcanto. Komponisten wie Bellini, Donizetti oder Rossini hatten die Wiener Orchestermusiker früher verachtet. Vielleicht tun sie das immer noch, aber Pido hat sich mit seiner unübersehbaren Begeisterung für dieses Genre immer wieder als unwiderstehlicher Animator erwiesen, trotzt den Musikern dynamische Nuancen und spritzige Phrasierungsdetails ab; und nach ein paar Minuten der Gewöhnung hat man das Gefühl, es macht auch den philharmonischen Granden Spaß.

Ohne sie geht in der Staatsoper nichts. Dass derzeit nicht nur Richard Strauss und Wagner, sondern auch Rossini und Co. auf höchstem Niveau erklingen, steht dem Haus gut an. Sven-Eric Bechtolfs Regie, nicht minder bewegt als Pidos Dirigat, wird überdies auch von den - teilweise als Transvestiten gewandeten - Herren des Chors zu allerlei Kasperliaden genutzt. Der Rahmen stimmt also, die Solisten können sich austoben.

Sie taten es in der 43. Aufführung der Produktion nach Herzenslust, angeführt vom Opera-buffa-Haudegen Alessandro Corbelli, dem karikierenden, aber nie outrierenden Don Magnifico. Er favorisiert seine schönen Töchter, das auch vokal ebenmäßige Paar Ileana Tonca und Svetlina Stoyanova, und überhört die vokalen Qualitäten seines Stiefkinds: Margarita Gritskovas Aschenbrödel ist stimmlich gereift, makellos in den Koloraturen und in der Höhe brillant auftrumpfend, ohne etwas von ihrer satten Tiefe eingebüßt zu haben. Antonino Siragusas Don Ramiro liegt ihr zu Recht zu Füßen - und umschmeichelt sie mit stilsicherem Belcanto inklusive sicherer hoher C. Sein Tenor ist gewiss nicht der wohlklingendste, aber einer der gewandtesten Vertreter seines Fachs in unseren Tagen. Wohltönend der "rettende Engel" Alidoro von Adrian Sampetrean, um Beweglichkeit mehrheitlich erfolgreich bemüht der Dandini von Orhan Yildiz. Man lacht und applaudiert kräftig.