Die Facetten der Moderne

In Wien vermittelt man die Kunst moderner Klassiker

Rund um Mozarts Geburtstag signalisieren Konzerte, daß nicht nur die Ära des Salzburger Genies formale Meisterschaft gekannt hat.

Auch die Moderne hat ihre ,,Klassiker". Bis vor kurzem konnten sogar die meisten Maturanten hierzulande die Namen hersagen: Strawinsky, Bartók und Hindemith waren die Meister, die sich gegen die Dominanz der Wiener Schule rund um Arnold Schönberg zur Wehr zu setzen wussten.
Im Wiener Konzertleben sind dieser Tage einschlägige Stücke zu hören. So gastiert am 27. Jänner die Junge Münchner Philharmonie und konfrontiert an Mozarts Geburtstag Werke des echten Klassikers mit solchen, die sich im 20. Jahrhundert bewusst an alten Mustern orientieren: Strawinskys Concerto in D und jene ,,Trauermusik", die Paul Hindemith quasi über Nacht niederschrieb, als der englische König Georg V. starb und es galt, im Rahmen eines Gastspiels in London des toten Monarchen zu gedenken. Nur gefestigte handwerkliche Kunst macht's möglich, so rasch zu arbeiten.

An historischen Vorbildern richtete sich auch der späte Bartók aus, als er im amerikanischen Exil Auftragswerke schuf, um sich finanziell über Wasser zu halten. Die kühne harmonische Sprache, die er als junger Mann kultiviert hat, scheint im Spätwerk gezügelt, ohne daß die Expressivität darunter zu leiden gehabt hätte.

Ein Musterbeispiel dafür ist das große Violinkonzert, das Leonidas Kavakos im Rahmen des Gastspiels des Concertgebouw-Orchesters unter Mariss Jansons im Musikverein Mahlers Erster gegenüberstellen wird – eine Rarität und ein in jüngster Zeit vielleicht allzu häufig programmiertes Stück, das sogar Jansons schon sehr oft im Goldenen Saal dirigiert hat. Am Freitag dieser Woche steht dieses Werk von Bartók auf dem Programm der ,,Presse"-Reihe ,,Klassische Verführung" im Radiokulturhaus: Das RSO Wien spielt unter der Leitung seines Chefdirigenten, Cornelius Meister, das ,,Konzert für Orchester", ein Stück, in dem der ungarische Meister seine Ausdruckskunst mit klassischer Formgebung perfekt zur Deckung bringt.

Der Mittelsatz kann als große, todtraurige Elegie auf die verlorene europäische Heimat gehört werden – in der Folge platzt ein ,,Feind" in die Szenerie, der mittels greller, ja unflätiger Töne aus dem Bereich der sogenannten U-Musik die beschauliche Stimmung stört. Die gewohnte analytische Vorbetrachtung, die der Aufführung des ,,Konzerts" in der ,,Klassischen V erführung" traditionsgemäß vorangeht, sollte auch die Geheimnisse solcher Zeichensetzung lüften . . .

(25. Jänner, 19.30 Uhr)