Intendanten

Es könnte sein, daß Alexander Pereira doch nach Mailand geht. In Salzburg bleibt die bange Frage: Wer soll sich diese Festspiele antun?

Ein fröhliches Intendantenkarussell – wer springt auf?

Niemals! So kommentierten einige italienische Kollegen Gerüchte, Alexander Pereira, amtierender künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele, könnte in seinem künftigen Arbeitsleben die Führung der Mailänder Scala übernehmen. Die Meldungen hatten in der Phase der fortwährenden Auseinandersetzungen Pereiras mit der Salzburger Politik die Diskussion aufgemischt.

Längst hat der Salzburger Bürgermeister ein Machtwort gesprochen und dezidiert eine Vertragsverlängerung Pereiras ausgeschlossen. Morgen, Mittwoch, ist Kuratoriumssitzung. Hinter den Kulissen wird weiter munter gefeilscht und über nicht eingehaltene Budgetvorgaben gestritten. Italienische Kommentatoren staunen indes über die Geschicklichkeit, mit der Pereira in ihrer Heimat alle Wahrscheinlichkeiten umgeht und möglicherweise ans Ziel kommt. Mittlerweile gilt es nicht mehr als ausgeschlossen, daß der nächste Scala-Chef Pereira heißen könnte. Daß einige Medien die Kür eines Nichtitalieners für impossibile halten, muss Salzburgs Intendanten nicht stören. Er hat einen waschechten Italiener im Talon, den er zum Generalmusikdirektor machen könnte: Daniele Gatti, mit dem Pereira seit Langem zusammenarbeitet und dem er heuer sogar Wagners ,,Meistersinger" im Festspielhaus anvertraut.

In Bayreuth war Gatti schon als ,,Parsifal"-Dirigent zu erleben, verfügt also nebst einer sozusagen naturgegebenen Kompetenz für Verdi oder Puccini auch im deutschen Sprachraum über viele hohe Weihen, die seinen Lebenslauf pittoresk bereichern.

Gegen einen Intendanten, der einen weltweit aktiven Italiener sozusagen heimholt, um ihn auf den Sessel Riccardo Mutis und Claudio Abbados – mit dem Gatti manche Ähnlichkeit hat – zu setzen, dürfte auch der chauvinistischste Mailänder Kolumnist nichts einzuwenden haben. Während die notorisch marode italienische Kulturpolitik die ebenso notorischen guten Verbindungen Pereiras zu privaten Geldgebern als segensreich zu würdigen wissen wird. Möglicherweise gilt also doch das Exit-Szenario, wie angekündigt. Zurück bleibt ein Salzburger Festival, das in seinen derzeitigen Strukturen kaum eine Chance haben wird, einen wirklich kreativen Kopf zu finden, der eine brauchbare künstlerische Zukunftsstrategie zu entwickeln versteht.

Man hat die Salzburger Festspiele zu einem Riesenveranstaltungskong lomerat aufgebläht, statt sie auf überschaubare Dimensionen – und die von den Eintrittspreisen her eigentlich geforderte allerhöchste Qualität – gesundzuschrumpfen. Solange die heimische Kulturpolitik nicht zugibt, daß – abgesehen von der Imagepolitur – Stadt und Land an den Festspielen Geld verdienen, im Budget also auch garantiert sein müsste, daß ein Teil dieses Gewinns in Qualitätssicherung reinvestiert wird, wird da nichts zu machen sein.