Meisterkurse

Wer im Waldviertel musikalische Wurzeln schlägt . . .

Jahrzehntelange Aufbauarbeit hat aus einem pädagogischen Versuch eine Institution werden lassen, die ihrem Namen alle Ehre macht.

„Sehr lebhaft", hätte Robert Schumann einen Satz über schrieben, der von jenen Kollegen, die sich der althergebrachten italienischen Nomenklatur bedienen, als ,,Allegro vivo" bezeichnet worden wäre. ,,Allegro vivo" steht als Motto seit nunmehr dreieinhalb Jahrzehnten über der tatsächlich höchst lebendigen niederösterreichischen Sommerakademie, die unter der Führung von Bijan Khadem- Missagh zu einer Institution geworden ist.

Die Verbindung von Meisterkursen und Konzerten pflegt man zwar seit Langem an vielen Orten. Doch kaum einem dieser pädagogisch grundierten Festivals ist es gelungen, so lange und konsequent Aufbauarbeit zu leisten.
Wenn am kommenden Freitag im Palmenhaus von Gmünd der Auftakt zur neuen Saison gegeben wird – das Programm wird am Samstag (19 Uhr) und Sonntag (16 Uhr) in der prachtvollen Bibliothek von Stift Altenburg wiederholt – dann spricht die Musik bereits Bände.

Schon die Kombination von Mozarts erster Symphonie und dem letzten seiner Wiener Instrumentalwerke, dem Klarinettenkonzert aus dem Todesjahr 1791, erzählt viel über kindliche Musizierlust und jene Reife und Vergeistigung, die daraus im allerbesten Fall sprießen können.

Wobei auch die Freude über die hochartifizielle Struktur des Klarinettenkonzerts, das Matthias Schorn mit der aus dem Tonkünstlerkammerorchester hervorgegangenen Academia Allegro vivo musizieren wird, das Staunen über die unfassbare Energie des komponierenden Kindes nicht mindern kann: Die Es-Dur- Symphonie enthält in ihrem langsamen Satz schon den finalen Gedanken der ,,Jupiter"-Symphonie, die am Ende der beinah lebenslangen Beschäftigung Mozarts mit der symphonischen Form steht!

Und der stürmische Beginn ist von so überwältigender Kraft, daß es nicht nur jenen Hörern den Atem verschlägt, die wissen, daß der Komponist zum Entstehungszeitpunkt des Stücks gerade acht war – übrigens zahlen Kinder und Jugendliche, die sich das anhören möchten, bei ,,Allegro vivo" nur fünf Euro Eintritt . . .

Die Jüngsten, die sich anläßlich der Kurse ,,für Kinder und Eltern" (Info: www.allegro-vivo.at) mit den Grundbegriffen des Musizierens auseinandersetzen, könnten übrigens schon am Eröffnungsnachmittag von Khadem-Missaghs Academia Allegro vivo mitwirken, wenn nach Mozarts Werken – und vor Benjamin Brittens jugendlichem Geniestreich, der ,,Simple Symphony", – das Concerto grosso von Ralph Vaughan-Wiliams gespielt wird: Da sieht der Komponist ausdrücklich nicht einen, nicht zwei, sondern drei Streicherensembles vor, deren drittes von Anfängern gebildet werden darf, die nur auf leeren Saiten zu spielen haben . . .