Neujahrs-Programm

Zwischentöne "Badner Madln" liebt man von Paris bis Missouri Das kommende Neujahrsprogramm erinnert an die Tradition der kaiserlich-königlichen Militärmusik, die gern völlig falsch bewertet wird.

Riccardo Muti ist etwas gelungen, was schon der eine oder andere Neujahrsdirigent sich gewünscht hat: Auf seinen Wunsch nahmen die Philharmoniker Karl Komzaks Walzer "Badner Madln" ins Programm auf. Bis dato galt das Stück nicht als "papabile".

Wobei aus der Geringschätzung für die einstmals extrem populäre Komposition die in unseren Tagen ein wenig verrutschte Perspektive auf die kaiserlich-königliche Militärmusik abzulesen ist. Dabei waren einige der wichtigsten Komponisten der Wiener Musik im Übergang von der sogenannten goldenen zur silbernen Ära Militärkapellmeister; Carl Michael Ziehrer ebenso wie Franz Lehar.

Die Vorstellung, diese Männer hätten damals Blasorchester befehligt, führte zur irritierenden historischen Falschmeldung, die Uraufführung unseres geliebten "Donauwalzers" wäre dereinst im Dianabad-Saal von der Blasmusik begleitet worden.

Natürlich verfügte auch die bei dieser Gelegenheit aufspielende Infanteriekapelle (Nr. 42, König von Hannover) über ein solides Fundament an Streichinstrumenten. Wie die "Kapellen" von Ziehrer, Lehar oder eben auch Karl Komzak.

Wobei zu beachten ist, dass es gleich drei Komponisten dieses Namens gab: Vater, Sohn und Enkel Komzak hörten auf den Vornamen Karl, oder besser: Karel, wie wohl noch Antonin Dvorak den Kapellmeister jenes Ensembles genannt haben dürfte, in dem er seine ersten Sporen als Bratschist verdiente.

Aus der Kapelle von Komzak senior (1823-1893) ging später das Orchester des Prager Interimstheaters hervor, dessen Dirigentenstab aus Komzaks Händen bald niemand Geringerer als Friedrich Smetana übernehmen sollte.

Komzaks Sohn, Karl II. (1850- 1905), wurde seinerseits ein glänzender Orchestererzieher und schaffte es, die Kapelle des 84er-Regiments auf ein solches Qualitätsniveau zu bringen, dass sie anlässlich der Weltausstellung in Paris den Preis der "besten Militärkapelle" errang.

Auch bei der Weltausstellung in St. Louis in den USA (1904) war Komzak dann dabei. Da war er längst Leiter des von ihm reorganisierten Badener Kurorchesters. Man jubelte ihm zu wie zuvor Johann Strauß!

Auch der Enkel (1878-1923) hat komponiert, nachdem sein Vater bei dem Versuch, auf einen abfahrenden Zug aufzuspringen, gestorben war. Doch verdiente Karl III. sein Geld vor allem als Geflügelzüchter.

Des Vaters "Badner Madln" aber haben die Wiener Philharmoniker unter Hans Knappertsbusch die vielleicht saftigste, herzhafteste ihrer Walzer-Aufnahmen gewidmet. Deren Auftakte muss gehört haben, wer am Neujahrstag mitreden möchte!