Salzburg 2021

Mindestens Zwei-Drittel-Festspiele in Salzburg Präsidentin Helga Rabl-Stadler und Intendant Markus Hinterhäuser haben ein ehrgeiziges Programm präsentiert. Finanzchef Lukas Crepaz hofft, dass zumindest ein Großteil davon tatsächlich über die Bühne gehen kann.

Eine "Begeisterungsgemeinschaft" hätten Künstler und Administration der Salzburger Festspiele im außergewöhnlichen Sommer 2020 gebildet, meinte Intendant Markus Hinterhäuser bei der Präsentation des Salzburger Programms 2021: Ab Ende Juli sollen über 209.000 Karten für ein gewohnt reichhaltiges Programm aufgelegt werden, die man, so Finanzchef Lukas Crepaz, vermutlich in zwei Stufen anbieten wird: Zunächst kommen zwei Drittel der Tickets für die 186 Veranstaltungen in den Verkauf. Der Rest kann freigegeben werden, falls die Entwicklung der Pandemie dies zulässt.

Die Festspiele konnten 2020 ein deutliches Zeichen setzen und dank eines ausgeklügelten, später weltweit übernommenen Sicherheitskonzepts immerhin eine reduzierte Fassung ihrer geplanten Jubiläumssaison realisieren. Was im vergangenen Sommer nicht stattfinden konnte, soll 2021 nachgeholt werden. Wobei die erfolgreichen Produktionen von "Elektra" (dirigiert von Franz Welser-Möst) und "Cosi fan tutte" wiederholt werden. Also soll es im Sommer die angekündigte "Tosca" mit Anna Netrebko ebenso geben wie zur Eröffnung den "Don Giovanni", inszeniert von Romeo Castellucci, dirigiert von Teodor Currentzis. Realisiert werden sollen auch Jan Lauwers' Inszenierung von Luigi Nonos "Intolleranza 1960" sowie als Übernahme von Cecilia Bartolis Pfingstfestspielen Händels "Il Trionfo del Tempo e del Disinganno", inszeniert von Robert Carsen.

Konzertant plant man Morton Feldmans "Neither" und Berlioz' "Fausts Verdammnis" mit Elina Garanca. Schauspielchefin Bettina Hering avisiert "Richard The Kid & The King", eine Shakespeare-Collage von Karin Henkel, und Schillers "Maria Stuart" auf der Perner-Insel sowie Hofmannsthals "Bergwerk zu Falun" (Regie: Jossi Wieler) im Landestheater. Die Theaterproduktionen werden begleitet von Lesungen. So wird parallel zu Martin Kusejs Inszenierung von Schillers "Maria Stuart" (mit Birgit Minichmayr in der Titelrolle und Bibiane Beglau als Elisabeth) Hanna Schygulla Stefan Zweigs Biografie "Maria Stuart" ihre Stimme leihen.

Was im Musiktheater angesichts des gebotenen "klugen Pragmatismus im Zeichen der Krise", wie es Hinterhäuser nannte, nicht ermöglicht werden kann ("Boris Godunow" und "Zauberflöte" müssen warten), soll das Konzertprogramm Florian Wiegands wettmachen. Er sieht Ergänzungen zur szenischen Feldman-Produktion ebenso vor wie eine Reihe von Bach-Konzerten unter dem Motto "himmelwärts": Thomas Zehetmair, Andras Schiff, Daniil Trifonov ("Kunst der Fuge") sind mit von der Partie, ebenso Anne Teresa de Keersmaekers "Rosas" mit einer vertanzten Version der Cello-Suiten ("Mitten wir im Leben sind") zu Live-Darbietungen von Jean Guihen Queyras.

Wieder aufnehmen wird man auch die seit 2012 etablierte Eröffnungsreihe "Ouverture spirituelle", die zur Erinnerung an den Gründungsgedanken der Festspiele von 1920 Konzerte unter dem Motto "Pax - Friede" bieten wird. Unter anderem wird John Eliot Gardiner im Gedenken an den vor 50 Jahren verstorbenen Bernhard Paumgartner erstmals die Camerata dirigieren.

Im Konzertprogramm gibt es zur Feier des 95. Geburtstags von Friedrich Cerha dessen bahnbrechenden Zyklus "Spiegel". Stammgäste wie Igor Levit, Grigory Sokolow oder Sängerstars wie Juan Diego Florez kommen mit Soloprogrammen. In der Kammermusik locken größer und ungewöhnlich besetzte Werke bis hin zu Schönbergs "Pierrot lunaire".

Jugend- und Schulprogramme

Die Dirigentin Joanna Mallwitz, die im Vorjahr mit "Cosi fan tutte" in Salzburg ihren internationalen Durchbruch schaffte, stellt sich für ein Projekt zur Verfügung, das Klassik zur schwierigen Zielgruppe der um die Zwanzigjährigen bringen soll: Die Festspiele, so Präsidentin Rabl-Stadler, würden auch 2021 wieder aufs Land und in die Schule gehen, um ihre "regionale Verwurzelung zu zeigen". Die Reihe "Recherche" widmet sich in Lesungen und Diskussionen aus Anlass des Festspiel-Jubiläums den Manifesten und der Frage, was von wirkungsmächtigen Schriften zwischen dem kommunistischen und dem futuristischen Manifest bis in unsere Zeit noch nachklingt.