Loisiarte

Der Heilige Geist und sein Walten bei der ,,Loisiarte"

Das Ereignis der abgelaufenen Woche war selbstredend die Kür des neuen Papstes. Nicht uninteressant, wie sich deren Echo bei einem Festival vernehmen ließ.

Das Festival ,,Loisiarte" endete diesmal mit dem ,,Quatuor pour la fin du temps" von Olivier Messiaen – wer an Zeichen glaubt und gar katholisch ist, der freut sich, wenn das Wirken des Heiligen Geistes so deutliche Konturen im Diesseits annimmt. Der dramaturgische Höhepunkt der abgelaufenen Woche lag ja in den Abendstunden des Mittwochs.

Da wünschte uns der neue Heilige Vater zunächst ,,Guten Abend" und dann noch eine ,,Gute Nacht". Das machte ihn allseits sympathisch. Zwischendrin gab's eine Lehrstunde in Sachen Vergeistigung. Hunderttausende, die gekommen waren, sich den Segen zu holen, Millionen, die sich via TV zuschalteten, fanden sich im Gebet mir nichts, dir nichts auf sich selbst zurückgeworfen. Subtiler kann man die Konsumgesellschaft, gewohnt, sich etwas abzuholen, nicht darauf aufmerksam machen, daß es vielleicht ganz gut ist, zunächst einmal das Gesichtsfeld ein wenig über die Selbstbedienungsregale hinaus zu erweitern...

So stand denn auch, ohne daß die Veranstalter rund um Christian Altenburger das hätten voraussehen können, die ,,Loisiarte" unter einem neuen Stern, ein Festival, das sich Entgrenzung zum Motto gemacht hat, Unvereinbares unter einen Hut bringt, neue Kunst (Bilder von Stefan Zaitsits), Literatur (Lesungen von Joseph Lorenz, Joachim Bißmeier und Maria Happel). Brot und Wein nicht zu vergessen, da wird es bald spirituell.

Zuletzt kommt die Musik hinzu, ob Brahms oder Verdi, volksmusikalisch Inspiriertes von Dvorak und Bartok, geistliche Chöre von Kodály (mit dem famosen Arnold Schönberg Chor und Erwin Ortner), ganz Neues von Thomas Larcher, dem erfindungsreichen Tiroler mit der kühnen Klangfantasie – und zuletzt eben das Quartett ,,für das Ende der Zeit", von Altenburger selbst mit Freunden musiziert.

Da schwingt dann die Ewigkeit in den Klängen – und der Hörer tut gut daran, sich wie bei der Frohbotschaft vom Petersplatz aller hergebrachten Erwartungen zu entledigen und lauschend seine Mitte zu finden: Messiaen schuf im Kriegsgefangenenlager in Schlesien sein eigenwilliges Quartett. Und schon die ersten Kommentatoren nach der Pariser Premiere, die der Komponist bereits in Freiheit erleben durfte, mokierten sich über die teils ekstatisch formulierten christlichen Botschaften, die da Klang geworden waren.

Für Messiaen gab es jedoch keinen Zweifel, er revolutionierte die Musik mittels metaphysischer Visionen – und hebelte damit die von Zeitgenossen wie Schönberg hoch gehaltenen Ideen einer Fortsetzung der ,,deutschen Musik für die nächsten 100 Jahre" drastisch aus. Es gibt eben mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als Adornos Wissenschaft sich träumen ließ. Darauf verweisend, kann ein Festival Horizonte weiten.